Hätte er die Wahl, Markus Pannermayr würde zu den Teamfrühstücken bei der Steuercompany gehen. Anschließend ginge es mit Kühne und Nagel aufs Gäubodenvolksfest. Bei den Querluft Architekten gäbe es erst einmal acht Wochen Urlaub, ehe die Exklusiv-Reise in den Europapark Rust angetreten werde, bezahlt von der Schapfl GmbH. Damit fasste der Oberbürgermeister bei der Verleihung des diesjährigen Unternehmenspreises am Donnerstagabend humorvoll zusammen, was die vier Preisträger mitunter auszeichne.
Zum siebten Mal konnten sich dieses Jahr ortsansässige Firmen bewerben. Im Auftrag des Stadtmarketings und des Vereins der Freunde der Stadt wählte eine fachkundige Jury die Gewinner aus. Gewürdigt werden sollen Unternehmen, die als Arbeitgeber und Motor der hiesigen Wirtschaft überzeugen. Zugleich sollen „Best-Practice-Beispiele“ und besondere, innovative Modelle „ins Schaufenster“ gehoben werden, wie Dr. Martin Kreuzer (Freunde der Stadt Straubing) betonte. Die Preisträger seien auf ihre je eigene Art Impulsgeber für die gesamte Region. Und Impulse könne es derzeit nicht genug geben, angesichts zahlreicher Herausforderungen, hieß es im Rittersaal des Herzogschlosses.
„Dynamisches Wachstum“ und zufriedene Mitarbeiter Unter den Unternehmen mit bis zu 19 Angestellten wurden dann die Querluft Architekten ausgezeichnet. Laudator war der CSU-Europaabgeordnete und Chef der EVPFraktion im EU-Parlament, Manfred Weber. Der verlas, weshalb das 2002 gegründete Unternehmen geehrt wurde. Neben den bis zu acht Wochen Urlaub, die ermöglicht würden, herrsche eine „hohe Flexibilität“ und „familienfreundliche Philosophie“. Der hohe Frauenanteil belege das, sagte Weber. Außerdem liege der Fokus auf einer energieeffizienten Planung und Umsetzung. Geschäftsführer Andreas Schleich sei zudem Vorstandsmitglied des Montessori-Fördervereins in Sünching und an der Entwicklung eines dortigen Bildungsquartiers sozial engagiert.
Eine Umsatzsteigerung von knapp 50 Prozent binnen drei Jahren und einer ähnlichen Entwicklung bei der Zahl der Angestellten, damit wartete der Preisträger unter den Unternehmen mit bis zu 99 Beschäftigten auf. Die Steuercompany, führte Weber aus, überzeuge nicht nur als „dynamisch wachsende und überregional tätige“ Steuerkanzlei. Durch Angebote bei der Kinderbetreuung, Homeoffice und Jobsharing gehe die Firma auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden ein.
Ingbert Griesbauer sei zudem Kassenwart des Straubinger Adventskalenders. Die Büroräume würden zu hundert Prozent aus Ökostrom betrieben. Mandanten unterstütze die GmbH bei der digitalen Transformation. Das Ziel: Marktführer für Fachpersonal in der Steuerberatung in der Stadt. Hohe Ansprüche sind bei Kühne und Nagel seit jeher nicht fremd. 1890 in Bremen gegründet, ist der Logistiker heute mit über 80000 Menschen in mehr als 100 Ländern vertreten und betreut etwa 400000 Kunden. Das Unternehmen hat bereits 2010 ein Umweltprogramm gestartet. Bis 2030 will man zu Wasser, zu Land und in der Luft komplett klimaneutral sein. Auch die Lieferketten sollen weltweit nachhaltiger gestaltet werden, trug Weber vor. In Straubing ist die Zweigstelle ein wichtiger Arbeitgeber, hat hier ein eigenes Trainingscenter, in dem jährlich etwa 700 Angestellte aus und weitergebildet werden. Jährlich gingen Spenden an verschiedene caritative und soziale Projekte und Vereine, so Weber. Dafür gab es den Unternehmenspreis in der der Kategorie 100 oder mehr Mitarbeiter.
Die erwähnte Reise in den Europapark spendierte das Unternehmen Schapfl Mitarbeitern für deren 10-, 15- und 20-jährige Betriebszugehörigkeit. Ein spontaner Berufswechsel ist diesbezüglich nicht zu erwägen.
Manfred Weber sorgt sich um geopolitisches Gefüge Aus Sicht der Jury ist das vor 62 Jahren gegründete und noch immer familiengeführte Unternehmen für IT-Scannerkassen das TOP-Unternehmen Niederbayern 2023. Die mehr als 5000 Kunden aus den Bereichen Lebensmittel, Getränke, Presse und Einzelhandel würden nicht ohne Grund dem „Marktführer“ aus Straubing vertrauen, hieß es in der Laudatio. Ebenso habe die hohe Zufriedenheit unter den Mitarbeitern überzeugt. Die wurden in der Vergangenheit auch immer wieder an den wirtschaftlichen Erfolgen beteiligt. Trotz des freudigen Anlasses, wollte Manfred Weber den Rahmen auch nutzen, um auf die zunehmenden Herausforderungen einzugehen. Digitalisierung, das Thema Fachkräfte und die Umstellung auf nachhaltige Formen des Wirtschaftens seien bereits bekannt und viele Firmen innovativ bei der Lösungsfindung. Es werde hier aber auch Verlierer geben, sagte Weber offen. Mit Sorge blicke er auch auf die geopolitischen Verwerfungen. Nach dem Terrorangriff der Hamas drohe ein Flächenbrand. „Wir stehen an der Seite Israels“, betonte Weber. Die Ukraine dürfe dabei nicht vergessen werden. Alles werde derzeit von der „Grundsatzfrage“ überschattet, „ob wir Frieden halten können“, sagte Weber. Mit Russland, lange wichtiger Partner für günstige Energie, und China, das den totalitären Überwachungsstaat stetig ausbaue und den Freihandel beschneiden wolle, habe man zwei schwierige Player. Es brauche neue Partner wie in Südamerika, Beziehungen zu alten, wie den USA, müssten gestärkt werden. Die Aufgaben seien „durchaus gewaltig zu nennen“, gestand Weber. Speziell Straubing als Innovations- und Forschungsstandort aber „bestens platziert“. Und wenn heute die KI Liebesbriefe verfasse, „hat das vielleicht auch positive Seiten“, scherzte Weber.
Artikel aus der Straubinger Rundschau. Geschrieben von Michael Bothner